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Die unglaubliche Geschichte einer Motorrevision ...... 
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Beitrag Die unglaubliche Geschichte einer Motorrevision ......
Die unglaubliche Geschichte einer Motorrevision oder der längste Start in die Saison.....

Tja, habe mit meinem MGF bisher erst fünf Tankfüllungen verfahren aber dafür jede Menge anderer Dinge erlebt......

Aber erst einmal der Reihe nach, alles fing Mitte Oktober letzten Jahres an – hatte endlich einen top erhaltenen MGF Brooklands gefunden, liebevoll gepflegt und keinerlei Wartungsstau. Genau so einer sollte es eigentlich schon immer sein – british racing green mit beigem Leder und passendem Verdeck. Gesehen, ausgiebig geprüft, getestet und gekauft und noch zwei Wochen glücklich mit dem Saisonkennzeichen gefahren....
Und im März diesen Jahres wurde dann der MGF bei den ersten Sonnenstrahlen rausgeholt und genau hier fängt die Geschichte eigentlich an. Nach der Standzeit über den Winter ließ er sich nicht direkt starten, der Anlasser hatte irgendwie einen Widerstand und wollte nicht drehen. Dann gab’s einen fiesen metallischen Knall und der Motor sprang zwar an, lief aber unrund und ruppig. Keine Minute später stand ich in einer gigantischen weissen Wolke, die jedem Londoner Nebel zu Ehren gereicht hätte.....very british und das mehr als mir lieb sein konnte.
An diesem Punkt ahnte ich schon was auf mich zukommen würde und habe mir aus ganzem Herzen gewünscht, daß ich so ein Geräusch nie hätte hören müssen!

Beim Zerlegen der Maschine zeigte sich dann das ganze Ausmass des Schadens. Die Laufbuchse des vierten Zylinders war gerissen bzw. aufgeplatzt und der Pleuel war auf ein Gardemass für Bananen kaltverformt worden. Wie es schien war über die Standzeit im Winter der vierte Zylinder mit Kühlwasser voll gelaufen und beim Starten hat dies dann den Pleuel verbogen und die Buchse gesprengt – woher das Wasser kam und wie es in den Brennraum gelangt ist ließ sich allerdings nicht genau sagen. Außerdem waren vom Vorbesitzer wohl vor Kurzem erst etliche Neuteile verbaut worden waren (Anlasser, ZKD, Zahnriemen, Ölschiene,...) Die ZKD (Elring mit roten Dichtungen) war bei genauer Untersuchung absolut intakt, die Überstände an den Buchse o.k., der Block augenscheinlich unversehrt und der Kopf plan und ohne jegliche Rissbildung. Blieb also nur noch die Ansaugbrücke mit den außen am ersten und vierten Zylinder gelegenen Wasserkanäle als Ursache übrig. Leider ließ sich diese Vermutung nie durch harte Fakten beweisen, sondern war das Ergebnis des Ausschlussverfahrens....
Neben dem Frust, daß nach nur 10 Tagen und 2 Tankfüllungen Fahrt mit dem neuen Auto die Maschine jetzt kaputt ist, stellte sich nun die alles entscheidende Frage: Maschine gleich komplett tauschen oder neu aufbauen.............?
Die Option das Auto so zu verkaufen schied von Anfang an aus, also galt es nun die richtige Entscheidung zu treffen. Nächtelang wurden alle verfügbaren Infos aus dem Internet gesammelt, Vor- und Nachteile, Risiken und Chancen abgewogen, der finanzielle Aufwand kalkuliert und die Verfügbarkeit aller Teile überprüft. Die Entscheidung viel dann deutlich zu Gunsten eines Wiederaufbaus aus, denn ich wollte bei einer gebrachten Maschine keine „Katze im Sack“ kaufen, sondern die Sicherheit haben, daß nach der Revision alles dauerhaft passt.
Neue Buchsen, Kolben und Kolbenbolzen von „King Pistons“ wurden in England via ebay eingekauft (und wurden bereits rekordverdächtige 48 Stunden nach Bestellung ausgeliefert!!!) , die benötigten Zylinderkopfschrauben, MLS-ZKD, diverse Pleuel+ Kolben und ein komplettes Motordichtset kam von „Leo-Racing“. Zahnriemen, Wapu, Spannrolle, Kerzen, Lagerschalen usw. ganz klassisch über meine Werkstatt. Nun hatte ich alle Teile zu Hause, aber das größte Problem war der Faktor Zeit.....!
Beruflich war ich sehr eingebunden und somit waren mir erst einmal die Hände gebunden und ich musste tatenlos zusehen. Das ein oder andere Mal musste ich dabei wirklich tief Luft holen, die Zeit verging und ich musste warten, warten, warten....
So verstrich ein um die andere Woche und ein netter MGF-Fahrer aus der Nähe hat mich mit regelmässigen netten Emails und Nachfragen „supported“ und über die Zeit geholfen. Das war eine prima mentale und wichtige Hilfe – wenn Du das liest „Vielen Dank“ Gerd!

Tja und nach fast einem viertel Jahr Wartezeit war es dann endlich soweit! Ein sehr guter Freund bot mir an, daß ich in seiner Werkstatt zwei Tage lang eine der Hebebühnen zum Schrauben benutzten konnte. Am ersten Tag lief alles auch ganz perfekt, bis ich zu den Kolbenbolzen der 3 intakten Zylinder kam. Die Bolzen wollten sich einfach nicht – ohne Anwendung zerstörerischer Gewalt - aus den Kolben lösen lassen. Mir blieb also nichts anderes übrig als den ganzen Krempel einzupacken und zum örtlichen Motoreninstandsetzer zu fahren. Der hat nur geschmunzelt und gemeint ich hätte typisch englische Teile – sprich jenseits von Gut und Böse was die Passgenauigkeit betrifft, hat mir aber versprochen bis zum nächsten Morgen sich darum zu kümmern. Hat dann die in England erworbenen Teile alle noch mal nachgearbeitet und nun passt’s scheinbar perfekt.
Der weitere Zusammenbau ging dann am nächsten Tag recht flüssig von der Hand, habe alles sorgfältig gesäubert und ordentlich zusammengebaut, die Buchsen mit den montiertem Kolben/Pleuel ließen sich problemlos verbauen und alles passte weitgehend problemlos. Doch mein Zeitplan war durch die Verzögerung einfach nicht mehr zu halten - an diesem Tag würde ich leider nicht mehr fertig ....
Zehn Tage später war es dann endlich so weit! Die Maschine war wieder zusammengebaut, alle Flüssigkeiten aufgefüllt und wir haben den Motor dann zum ersten Mal mit neuem Innenleben angelassen. Ist dann auch sofort beim ersten Versuch angesprungen, läuft sehr rund und weich – klingt perfekt. Pfingsten stand vor der Tür und das tolle Wetter wollte ich unbedingt nutzen und endlich fahren....

So weit so gut, nur schien es, daß die Maschine ein klein wenig Wasser verbrennt.... auch bei betriebswarmen Motor und nach einer kurzen Probefahrt qualmt der Auspuff weiss. Habe dann erst einmal tief Luft geholt! Wahrscheinlich, hat der Kopf doch einen Knacks abbekommen....?! Bei gründlichster Untersuchung hatte man vor dem Zusammenbau nicht gesehen, alles tipp-topp, keinerlei Rissbildung oder ähnliches und absolut plan. Aber was blieb mir anderes übrig als ihn noch Mal runter zu nehmen und zu schauen wo das Wasser herkommen könnte. Neue Kopfdichtung und nochmals neue Zylinderkopfschrauben wurden direkt schon mal geordert. Möchte doch jetzt endlich fahren und nicht nur am Auto schrauben!
Hatte in Gedanken schon mal mit dieser Idee gespielt: http://www.grill-cars.de/ So ein schöner Mittelmotorgrill wär’ doch ‚ ne feine Sache...... ;-))
Es half aber alles nichts, also Kopf noch mal runter, zum Abdrücken gebracht, es war Freitag und vor Montag war nicht mit einem Ergebnis zu rechen. Wenn er einen Riss hätte, würde ich einen neuen Kopf brauchen und genau an diesem Wochenende ging bei ebay uk eine Auktion mit einem Zylinderkopf von einer Lotus Elise zu Ende. Was also tun? Sicherheitshalber habe ich dann den Kopf ersteigert. Am Montag kam dann die gute Nachricht vom Motorenbauer der Kopf sei bei der Druckprüfung absolut in Orndung! Sicherheitshalber habe ich ihn dann gleich prophylaktisch noch planen lassen um jede Eventualität ausschließen zu können.

Tage später war es dann endlich soweit, die Maschine war sorgfältigst zusammengebaut, alle möglichen potentiellen Ursachen für den Übertritt von Wasser in die Brennräume wurden penibelst untersucht und trotzdem haben wir die Ursache immer noch nicht genau gefunden. Nun ja, die Maschine ist dann auch sofort angesprungen und nach ca. 2-3 Minuten im Leerlauf gab’s lange Gesichter. Zunehmend weisser Rauch kaum aus dem Auspuff, wurde immer mehr und im Ausgleichsbehälter sprudelte es..........Eigentlich ganz klassisch für einen Zylinderkopfdichtungsschaden...... Tja nun waren wir erst einmal ziemlich ratlos. Wo sollte das Wasser herkommen und wie sollte es in die Brennräume gelangen? Der Zylinderkopf war geprüft und o.k., die Kopfdichtung ebenfalls neu, neue Zylinderkopfschrauben mit passendem Drehmoment angezogen, und im Block neue Buchsen mit passendem Überstand und die wasserdurchspülte Ansaugbrücke war zusätzlich noch mit Dichtmasse verbaut worden. Woher sollte also das Wasser kommen und warum lief die Maschine bei der Menge an weissem Wasserdampf so gleichmässig???
Wilde Überlegungen und Theorien wurden aufgestellt und wieder verworfen, bis wir anfingen jedes Phänomen für sich betrachtet zu untersuchen. Zuerst haben wir uns dem (durch Abgase?!) sprudelnden Überlaufbehälter zugewandt. Die „halbe Maschine“ wurde wieder zerlegt, und jedes potentiell fehlerbehaftete Teil einzeln untersucht. Dabei zeigte sich, daß das Thermostat nicht richtig öffnete..... selbst bei fast 100° öffnete es nicht adäquat.
Also alles wieder zusammenbauen und siehe da, mit modifiziert daueroffenem Thermostat war plötzlich auch „kein Druck“ mehr im Kühlkreislauf, allerdings qualmte die Maschine weiter heftig weiss....
Zum Schluß waren wir uns hier auch ziemlich sicher, daß der Qualm nicht durch Wasser im Verbrennungsraum entstehen kann, sondern irgendwo „später“. Blieb also nur noch die Möglichkeit, daß noch größere Mengen Wasser im Schalldämpfer verblieben sind, welche mit steigender Abgastemperatur anfangen zu verdampfen. Beim Schütteln des schaldämpfers war rein gar nichts zu hören, der Kat war ausgebaut und unter Sicht auch frei. Allerdings würde für die Überlegung ganz klar sprechen, daß kein Kühlwasserverbrauch aus dem Ausgleichsbehälter zu sehen war. Sind also mit einem heftig qualmenden Auto langsam probegefahren und siehe da, nach 15 Minuten war das Qualmen fast weg, dafür stieg jetzt schwärzlicher nach verbranntem Kunststoff riechender Qualm aus dem Auspuff. Zum verzweifeln!
Eigentlich ließ sich dies auch nicht schlüssig erklären, es war kein blauer Öldunst, kein Wasser, nicht der Geruch von Überhitzung oder Ähnlichem. Nach Abstellen der Maschine qualmte es nun aber mächtig weiter aus den Auspuffrohren..... konnte also eigentlich nur irgendwas sein was im Auspufftrakt passiv verkokelt. Könnte ja sein, daß sich beim ersten Startversuch und dem anschließenden Schaden nicht nur Wasser, sondern auch ÖL irgendwie im ESD abgesetzt hat........Auch hier brauchte man eigentlich nur durch Fahren und damit Erhöhung der Temperatur im Auspufftrakt diesen „Verbrennungsprozess“ anzufachen bzw. zu beenden. Bin dann in der gleichen Nacht noch (mit Werkzeug, Kühlwasser und Feuerlöscher ausgerüstet) 300 km am Stück Probe auf der Autobahn gefahren. War hundemüde aber GLÜCKLICH! Öltemperatur bei relativ konstanten 2500-max 3000 rpm genau 90 Grad, Wassertemperatur im unteren Viertel, keinerlei auffällige Geräusche und auch kein Wasserverbrauch. Es schien damit also endlich geschafft! Und genau so war es dann auch. Rauch ist weg, lediglich kamen aus dem Auspuff vereinzelt noch kleine Russpartikel die sich auf der Heckschürze niederschlagen. Definitiv kein Öl, sondern Festpartikel!
Im Anschluss wurde das Auto poliert, gewachst und auf Hochglanz poliert. Außerdem letzte Woche auf Einladung von Gerd die Fahrzeughöhe mit seiner selbstgebauten Hydragaspumpe passend eingestellt

Kann nach heute genau 14 Tagen MGF-fahren und rund 1200 km mein Glück kaum fassen diese Serie an kuriosen, aber nervenaufreibenden Defekten und etliche Stunden Schrauben endlich überstanden zu haben!

Es war eine sehr emotionale Zeit voller Erwartungen und Hoffnungen und ich musste den ein oder anderen Rückschlag enstecken. Mußte aber trotzdem immer wieder schmunzeln, als ich an die zur gleichen Zeit auf DMAX ausgestrahlten Folgen von „Team Schrick“ denken musste – gegenüber deren Problemen mit dem Aston Martin waren meine Sorge „peanuts“.
Neben der ganzen phasenweise frustranen Schrauberei habe ich dabei auch sehr schöne Seiten und viel Kameradschaft erlebt!!!
So z.B. die offenherzige Hilfsbereitschaft von M.Rill von Leo-Racing (http://www.leo-racing.de) der mir mit fundiertem Rat als Lotus-Experte für die K-Serie zur Seite stand und der mich mit Mengen an Top Teilen zu fairen Preisen versorgt hat, Dave von dem ich den Zylinderkopf aus England ersteigert habe, der sich nicht nur jede Menge Mühe beim Versand gemacht hat, sondern mich gleich auch zu einem Besuch nach England eingeladen hat oder auch Gerd der mich durch seinen aufbauenden und erfrischenden Emailkontakt während der Bauzeit stets begleitet hat. Ganz speziellen Dank für die fortlaufende Unterstützung gehen aber nach Sörgenloch an Toni und Frank!

Tja, eigentlich wollte ich nur kurz meine Geschichte schreiben......

Wünsche Euch allen Viel Spass beim fahren und wenig Standzeit in der Werkstatt,

Kilian


Do 2. Jul 2009, 21:25
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Beitrag Re: Die unglaubliche Geschichte einer Motorrevision ......
Glückwunsch :)

Die VIN fehlt noch :up:

Und .. weas war denn dabei rausgekommen ?
viewtopic.php?p=7198#p7198

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Gruß
Dieter
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Do 2. Jul 2009, 22:08
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Beitrag Re: Die unglaubliche Geschichte einer Motorrevision ......
Hallo Dieter,

hatte die Buchsen, Kolben und Kolbenbolzen bei ebay UK bei dem Anbieter "engine-supplies" gekauft. Super Service, gute Kommunikation und unglaublich schneller Versand. Die Lagerschalen von der Firma Glyco habe ich über meine Werkstatt aus dem dt. Teilehandel bezogen. Habe einen kompletten Satz "Blau" verbaut.

Grüsse

Kilian


Do 2. Jul 2009, 22:25
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Registriert: Do 18. Dez 2008, 00:13
Beiträge: 238
Beitrag Re: Die unglaubliche Geschichte einer Motorrevision ......
Hallo Kilian,

vielen, vielen Dank für Deinen Bericht.
Habe so gutes lange nicht mehr gelesen. :up: :up: :up: :up:

Viel Glück mit Deinem Wagen und alles Gute
Markus

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Your mother wouldn't like it.
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Do 2. Jul 2009, 22:47
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Beitrag Re: Die unglaubliche Geschichte einer Motorrevision ......
Wirklich klasse dein ausführlicher Bericht. Da konnte ich ja quasi erst mitleiden und dann auch noch so ein schönes, kitschiges Happy-End über das ich mich freuen kann. :up:
Verdammte emotionale Bindung an die Kisten... :D Da sag ma noch einer, Männer hätten keine Gefühle... :lol: Viel Spass mit deinem Geschoss.

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Greetz, Marc


Fr 3. Jul 2009, 02:51
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Registriert: Do 18. Dez 2008, 18:59
Beiträge: 336
Wohnort: Sankt Ingbert
Beitrag Re: Die unglaubliche Geschichte einer Motorrevision ......
Ein wirklich toller Bericht.
Was hat dir der ganze Spass den gekostet von deinem Leiden mal abgesehen.

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MGF Bauj.98 FahrNr.SARRDWBGMWD036825
Vom Virus befallen


Fr 3. Jul 2009, 14:28
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